Jeden Tag fünf % Revolution. Das war der Maßstab, anhand dessen sich der Zentralverband schon 2018 schonungslos ehrlich selbst auf den Prüfstand stellte, um auch 2030 noch konsequent und zukunftsgewandt für das Backhandwerk einstehen zu können. In einem mehrstufigen Verfahren sammelte der Zentralverband Meinungen – vor allem in einer bundesweiten Befragung derer, für die seine Arbeit wichtig ist. Rund 1.200 Betriebe beteiligten sich, darunter 269 Nicht-Mitglieder. Sie alle zeigten, dass ihnen die Zukunft der Handwerksorganisation ein echtes Anliegen ist.
Befragt, getan: Startschuss für richtungsweisende Maßnahmen
Aus der Fülle an Informationen kristallisierten sich sieben Handlungsfelder heraus, für die der Zentralverband richtungweisende Maßnahmen ableitete und Anfang 2019 im Vorstand beschloss. Die Felder sind Struktur, Leistungsangebot, Kommunikation, Interessenvertretung, Tarifverträge, Finanzen und Identifikation. Der Startschuss für den „Zentralverband 2030“ und die Umsetzung der Maßnahmen fiel im Berichtszeitraum.


Ausblick #1:
Neuer Newsletter findet Anklang, auch in der Presse
Im September 2019 war die Premiere für den monatlichen Newsletter des Zentralverbandes an Innungsbetriebe. Wie sich herausstellte, genau der richtige Zeitpunkt, denn in der Corona-Krise Anfang 2020 spielte der Newsletter eine wichtige Rolle; dazu unten mehr. Der Newsletter hält auf dem Laufenden, welche Themen aktuell und bundesweit relevant sind, gibt Tipps, etwa zum Arbeits- und Lebensmittelrecht, und informiert über die Arbeit des Zentralverbandes. Zwar ist es für eine Rundum-Bewertung noch zu früh, aber Ende 2019 zeichneten sich bereits hohe Klickraten und eine bemerkenswert lange Verweildauer bei Lesern ab. Von mehr als 3.200 erreichten Betrieben öffnete ihn etwa die Hälfte (46,34 %). Klingt wenig, ist aber vielversprechend im Vergleich zu anderen Newslettern. Von diesen wiederum klickten fast zwei Drittel aktiv (60,01 %). Auch die Fachpresse nahm im September den neuen Informationskanal positiv in die Berichterstattung auf. Seit Herbst 2019 erscheinen zudem Sondernewsletter zu besonders relevanten Themen, etwa zum BGH-Urteil zur Sonntagsöffnung. Die Klickraten und die Verweildauer haben sich seither auf dem genannten Niveau stabilisiert und viele Mitgliedsbetriebe baten um Aufnahme in den Verteiler.
Als Corona-Spezial transparent und offen für alle
Als sich mit Beginn der Coronakrise im März 2020 die Ereignisse überschlugen und der Informationsbedarf nach oben schnellte, wurde der Newsletter für alle Betriebe des Bäckerhandwerks nutzbar gemacht, darunter auch Nicht-Innungsbetriebe. Beiträge wurden offen sichtbar auf die Internetseite www.baeckerhandwerk.de gestellt. Sobald es neue Entscheidungen von bundesweiter Bedeutung gab oder sich die Rechtslage relevant änderte, reagierte der Zentralverband sofort, bereitete die Informationen fürs Backhandwerk auf und versandte sie in kurzfristigen Sondernewslettern. Eine Mammutaufgabe, wie die Zahlen zeigen: Vom ursprünglich monatlich vorgesehenen Newsletter erschienen von März bis Juni 2020 zwanzig Ausgaben.
Ausblick #2:
Tarifliche Mindeststandards
Als weitere Konsequenz aus der Erhebung hatte sich der Wunsch ergeben, für die Angestellten im Backhandwerk einen bundesweiten Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zu verhandeln, der bestimmte Mindeststandards erfüllt. Dazu gehörten eine Entgeltuntergrenze, Zuschläge, Ausschlussfristen und eine Regelung für die Arbeitszeit an Sonn- und Feiertagen. Der Zentralverband führte mit der NGG im Juni 2019 hierüber Gespräche. Im August teilte die NGG dem Zentralverband mit, dass sie einen solchen Tarifvertrag ablehnt.
Ausblick #3:
Direktmitgliedschaften in Landesinnungsverbänden
Darüber hinaus hatte der Vorstand beschlossen, Betrieben die Direktmitgliedschaft im jeweiligen Landesinnungsverband zu ermöglichen. Eine rechtliche Prüfung ergab, dass dies auch zulässig ist. Der Zentralverband wird den Landesinnungsverbänden einen konkreten Vorschlag für eine Mustersatzungsregelung hierzu unterbreiten.
Ausblick #4:
Eine neue Struktur im Internet
Auch das Bäckerportal im Internet, www.baeckerhandwerk.de, wird sich weiterentwickeln. Der Start des Relaunch-Prozesses war ursprünglich für Anfang 2020 vorgesehen, denn die gewünschten neuen Funktionen wurden bereits festgelegt und auch Angebote von professionellen Dienstleistern liegen vor. Allerdings setzte Corona andere Prioritäten, sodass der Relaunch vertagt werden musste. Wann genau er online zu sehen sein wird, steht noch nicht fest.
Ausblick #5:
Eine moderne, zukunftsfähige Satzung
Eine wesentliche Neuerung ist auch, dass der Zentralverband eine moderne, zukunftsfähige Verbandssatzung erhalten soll. Ein erster Entwurf dafür wurde im Herbst 2019 erarbeitet und den Landesinnungsverbänden vorgelegt. Geplant war, diesen in den Gremien zu diskutieren, bei Bedarf anzupassen und im Herbst 2020 auf der Jahrestagung des Zentralverbandes zu verabschieden. Auch dem kam Corona in die Quere, sodass die weiteren Arbeiten vorerst zurückgestellt werden mussten.
Der Plan für die Umsetzung der weiteren Maßnahmenbeschlüsse reicht bis in die nächsten Jahre, die Verbände des Bäckerhandwerks werden weiter an der Realisierung der Beschlüsse arbeiten. Diese liegt nämlich nicht allein in den Händen des Zentralverbandes, sondern auch bei den Landesinnungsverbänden und Innungen. Der Zentralverband unterstützt sie dabei mit konkreten Empfehlungen und Tipps.